Die Liebe auf dem Schiff – Teil 3
Das leise Rauschen des Meeres drang durch das Bullauge. Die Sonne zeichnete helle Linien auf die Bettdecke, und irgendwo im Flur klapperte jemand mit einem Tablett. René öffnete langsam die Augen. Es dauerte einen Moment, bis er verstand, wo er war. Nicht in seiner Kabine. Neben ihm lag Eric, ruhig atmend, leicht zerzauste Haare, die Decke halb über die Schulter gezogen. Für einen Augenblick lag René einfach nur da und sah ihn an. Alles war still, fast zu still, als würde das Schiff selbst den Atem anhalten.
„Morgen“, murmelte Eric, ohne die Augen zu öffnen.
René lächelte automatisch. „Morgen.“
Eric blinzelte, drehte sich zu ihm und grinste verschlafen. „Das war eine ziemlich gute Nacht.“
„Ja“, sagte René leise, „das war sie.“
Einen Moment lang schwiegen beide. Dann fragte Eric mit einem Lächeln, das gleichzeitig unsicher und echt war: „Und… was machen wir jetzt damit?“
René verstand sofort, was er meinte. „Ich weiß nicht. Ich hab eigentlich nicht vorgehabt, jemanden kennenzulernen. Und jetzt… lieg ich hier bei dir und frag mich, ob das einfach nur ein schöner Moment war oder… mehr.“
Eric drehte sich auf den Rücken und sah an die Decke. „Ich hab auch nicht gesucht. Ich wollte einfach raus, Sonne, Meer, bisschen Spaß. Aber dann warst du da. Und jetzt ist’s komplizierter als gedacht.“
René lachte leise. „Kompliziert trifft’s.“
„Ich hab keine Ahnung, was das hier ist, René“, sagte Eric ehrlich. „Aber ich weiß, dass es sich gut anfühlt.“
René nickte. „Ja. Das tut’s.“
Für eine Weile sagten sie nichts mehr. Nur das Brummen der Klimaanlage und das ferne Rauschen des Wassers erfüllten den Raum. Dann richtete Eric sich langsam auf. „Komm. Lass uns duschen gehen. Vielleicht hilft’s beim Denken.“
René grinste. „Zusammen?“
Eric zog eine Augenbraue hoch. „Natürlich. Ich verschwende doch kein heißes Wasser.“
Beide lachten, und kurz darauf stand René wieder in diesem kleinen Bad, das inzwischen seltsam vertraut wirkte. Der Dampf legte sich auf den Spiegel, während sie unter dem warmen Wasser standen. Keine Unsicherheit mehr, keine Eile. Nur Nähe.
„Ich mag’s, wenn du lachst“, sagte Eric plötzlich, als er ihm das Wasser aus dem Gesicht wischte.
René lächelte. „Dann gib mir halt öfter Gründe dazu.“
„Wird gemacht“, antwortete Eric mit einem Grinsen und in dem Moment fühlte es sich so leicht an, als gäbe es keine Fragen, keine Zweifel, nur sie und das Wasser.
Nach der Dusche zogen sie sich an und gingen gemeinsam zum Frühstück. Auf der Terrasse des Restaurants wehte eine leichte Brise, das Meer funkelte, und die Sonne spiegelte sich auf dem Wasser. Zwischen Croissants, Obst und Kaffee saßen sie sich gegenüber und redeten, als würden sie sich schon ewig kennen.
„Was steht heute bei dir an?“, fragte Eric und nahm einen Schluck Kaffee.
„Ich hab mit meinen Freunden eine Jetski-Fahrt gebucht“, antwortete René. „Wir wollten das unbedingt mal machen.“
„Klingt nach Abenteuer“, grinste Eric. „Ich geh mit meinen Mädels in die Stadt. Shoppen, Kaffee trinken, bisschen Sightseeing. Ich hoffe, das Wetter hält.“
„Wird schon“, sagte René. „Und heute Abend?“
Eric lehnte sich zurück. „Vielleicht… sehen wir uns wieder?“
René nickte. „Ich würd mich freuen.“
Eine Weile sprachen sie weiter, lachten über Kleinigkeiten, planten gedanklich schon das nächste Frühstück, bis plötzlich eine leise Stille zwischen ihnen entstand. Sie sahen sich an, und beide spürten, dass es sich fast anfühlte, als würden sie gemeinsam reisen. Als wären sie ein Paar. Nur, dass sie es nicht waren.
„Komisch, oder?“, sagte René leise. „Wie sich das hier anfühlt.“
„Ja“, antwortete Eric. „Fast so, als wärst du schon Teil meiner Reise.“
„Bin ich aber nicht.“
„Noch nicht“, erwiderte Eric mit einem Zwinkern, und René musste lachen.
Nach dem Frühstück standen sie auf, liefen gemeinsam bis zum Treppenhaus. „Also… bis später?“, fragte Eric.
„Bis später“, sagte René und trat einen Schritt näher. „Und versprich mir, du isst was Anständiges in der Stadt.“
„Und du versprichst mir, dass du beim Jetski nicht vom Ding fällst.“
René lachte. „Ich geb mein Bestes.“
Sie küssten sich kurz, ein sanfter, warmer Kuss, dann lösten sie sich voneinander. Eric blieb noch einen Moment stehen und sah ihm nach, als René den Gang entlangging.
Wenig später traf Eric auf Jessi und Isabell im Theatrium. Beide sahen ihn an wie zwei Detektivinnen kurz vor der Auflösung eines Falls.
„Na?“, fragte Isabell mit einem breiten Grinsen. „Wie war’s?“
Eric zog die Augenbrauen hoch. „Wie’s wohl war.“
Jessi kicherte. „Oh, das klingt nach mehr als Smalltalk!“
„Es war… ehrlich gesagt ziemlich schön“, gab Eric zu. „Nicht perfekt, aber echt. Ich weiß nicht, was das wird, aber es war richtig.“
„Du hast dich verknallt“, stellte Isabell fest, als wäre es das Offensichtlichste der Welt.
„Vielleicht“, sagte Eric leise. „Ich mag, wie er lacht. Wie er denkt. Wie er riecht. Alles an ihm.“
Jessi legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Dann genieß es. Sowas passiert nicht oft. Und wer weiß, vielleicht hält’s ja über die Reise hinaus.“
Eric lächelte. „Vielleicht.“
Sie stiegen die Gangway hinunter, die Sonne brannte warm auf die Holzplanken, Möwen kreisten über dem Hafen. Da vibrierte Erics Handy. Ein Snap von René.
Er öffnete ihn, René vor dem Spiegel, in einer blauen Badehose, das Handy leicht schräg gehalten, ein selbstbewusstes, aber ehrliches Lächeln auf den Lippen.
Darunter stand:
„Bereit fürs Jetski 🏖️ Hab dich lieb ❤️“
Eric blieb stehen und starrte auf das Display. Er konnte gar nicht anders, er grinste.
„Oh mein Gott“, sagte Isabell, als sie das sah. „‚Hab dich lieb‘. Schon so weit?“
Eric atmete tief durch, das Lächeln blieb. „Ich glaub… ich fühl’s auch.“
Sie gingen weiter durch bis sie in der Altstadt angekommen sind. Vorbei an Cafés, Boutiquen und kleinen Straßenmusikern. „Was willst du von ihm?“, fragte Jessi nach einer Weile.
Eric überlegte. „Ich will ihn kennenlernen. Richtig. Nicht nur diesen Urlaubs-René, sondern den, der er wirklich ist. Ich will wissen, wie er ist, wenn’s nicht perfekt läuft. Ich will wissen, ob das hier echt sein kann.“
„Dann mach’s“, sagte Isabell. „Lass’s einfach passieren. Vielleicht fängt das, was bleibt, genau so an, zufällig.“
Eric nickte langsam. „Vielleicht hast du recht.“
Sie blieben vor einem kleinen Café stehen, bestellten Cappuccino, lachten, machten Fotos. Für einen Moment war alles leicht, bis Erics Handy wieder vibrierte. Eine neue Nachricht von René.
„Kleines Problem… erklär ich dir später…“
Eric runzelte die Stirn, wollte gerade antworten, doch die Nachricht blieb hängen.
Er sah hinaus aufs Meer, wo die Sonne im Wasser glitzerte, und plötzlich spürte er ein Ziehen in der Brust. Etwas war anders.
Er wusste nur noch nicht, was.
Du willst wissen wie es weiter geht? Dann bleib gespannt.


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