Das Meer rauschte sanft gegen den Schiffsrumpf, während René sich noch einmal kurz im Spiegel musterte. Er grinste, unauffällig, aber doch deutlich. Was machst du da eigentlich, René?

Zwei Stunden war er in seiner Kabine gewesen. Zwei Stunden mit Eric. Und auch wenn es nicht geplant war, es war passiert. Und es hatte sich… verdammt gut angefühlt.

Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus den Gedanken. „René!“, rief Jessi von draußen. „Wir gehen jetzt essen, kommst du?“

„Ja, bin gleich da!“, rief er zurück, sprühte noch etwas Deo auf, vielleicht zu viel und machte sich auf den Weg ins Bella Donna, das Buffet-Restaurant des Schiffs.

„Na endlich!“, rief Isabell, als er sich an den Tisch setzte. „Wir dachten schon, du bist über Bord gegangen.“

„War nur kurz spazieren“, sagte René und griff schnell zum Besteck.

Jessi schnupperte demonstrativ in der Luft. „Spazieren? Aha. Und dabei plötzlich ein neues Parfum gefunden?“

„Was?“
„Na, du riechst anders. Frischer. So… sexy anders.“

René spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. „Blödsinn.“

Isabell lachte. „Also bitte. Zwei Stunden weg, kommt grinsend zurück, riecht wie frisch geduscht, ich sag’s dir, Jessi: Da war jemand im Spiel.“

„Nein, Quatsch…“, versuchte René sich rauszureden, aber sein Lächeln verriet ihn.

„RAUS MIT DER SPRACHE!“ beide sagten es gleichzeitig, fast synchron.

René stöhnte und ließ die Gabel fallen. „Na gut. Ich hab jemanden kennengelernt.“

„WAS?!“, kreischten die beiden fast gleichzeitig.
„Hier? Auf dem Schiff?“
„Wie?“
„Wer?“

„Eric“, murmelte René. „Wir haben uns über Grindr gesehen… und dann irgendwie… naja getroffen.“

Isabell stützte das Kinn auf die Hände. „Und? Was ist passiert?“

„Nichts… also… schon was.“

Jessi grinste. „Oh Gott, du hast’s wirklich getan!“

René schob die Nudeln auf dem Teller hin und her. „Ja, okay. Wir waren bei mir. Und… ja. Es war schön. Etwas unbeholfen, aber… ehrlich. Danach waren wir zusammen duschen und haben geredet.“

„Geredet?!“
„Ja! Über das Leben, unsere Reisen, alles Mögliche. Er ist echt… cool.“

Jessi zwinkerte. „Aha, cool. Und süß, oder?“
René grinste nur. „Ja. Ziemlich.“

„Und wie geht’s weiter?“, fragte Isabell neugierig.

„Weiß ich nicht“, sagte René ehrlich. „Ich hab keine Ahnung. Ich will mir nichts einbilden.“

Bevor eine der beiden antworten konnte, vibrierte sein Handy.

Eric: Hey du. Hatte eben WLAN,Insta geht besser als Chat hier. Willst du da schreiben?
René: Klar. Schreib mir: @chaosrene
Eric: Gefunden. Du siehst auf den Bildern genauso süß aus wie in echt.
René: Du bist unmöglich.
Eric: Ich weiß. Sag mal, gehst du heut Abend auch in den Beach Club? Party auf Deck 15?
René: Wollte eigentlich mit meinen Freundinnen dahin.
Eric: Perfekt. Dann sehen wir uns da

René legte das Handy weg, konnte aber das Grinsen nicht verbergen.

„Wer schreibt da?“, fragte Jessi, gespielt ahnungslos.
„Niemand“, sagte René, und die beiden lachten laut.

Später, gegen 22 Uhr.
Die Sonne war längst untergegangen, das Meer funkelte im Schein der Scheinwerfer, Musik vibrierte durch den Beach Club.

„Cocktails zuerst!“, rief Isabell und schnappte sich zwei Gläser. René nahm einen Mojito, versuchte, sich zu entspannen, doch innerlich war er aufgeregt wie ein Teenager.

„Oh, wie schön das ist!“, rief Jessi und drehte sich im Takt der Musik.

René wollte gerade mitlachen, da sah er ihn. Eric.

Er stand keine drei Meter entfernt, Jeansshorts, weißes Shirt, wieder dieses unfassbar echte Lächeln.

René blieb stehen, völlig überrascht. Eric trat zu ihm, grinste und sagte nichts. Stattdessen nahm er einfach seine Hand und zog ihn mit auf die Tanzfläche.

Die Musik war laut, die Lichter bunt, die Atmosphäre leicht. Sie tanzten, eng, aber nicht aufdringlich, lachten, sahen sich immer wieder an.

Jessi tippte Isabell an. „Ich sag’s dir. Das ist er.“
„Mhm“, grinste Isabell. „Sieht man sofort.“

Nach ein paar Liedern kamen die beiden dazu, und René stellte Eric vor.

„Das sind Jessi und Isabell, meine zwei besten Freundinnen.“
„Freut mich!“, sagte Eric charmant. „Ihr habt da einen echt tollen Typen als Freund.“

„Das wissen wir“, grinste Jessi. „Aber sag du uns mal, was du vorhast mit ihm?“

Eric lachte. „Nur tanzen. Vielleicht reden. Ich bin harmlos.“

„Noch“, flüsterte Isabell, und alle lachten.

Nach einer Weile wurde die Musik ruhiger. Eric beugte sich zu René. „Kommst du mit in meine Kabine?“

René hob eine Augenbraue. „Oh? Schon wieder?“

Eric lachte leise. „Hehe nein, nicht sofort Sex, wie du wieder denkst. Ich würd dich einfach gern besser kennenlernen. Du hast was an dir, das macht mich neugierig.“

René grinste, schüttelte den Kopf. „Okay. Ich komm mit.“

„Na endlich!“, flüsterte Jessi hinter ihm. „Viel Spaß, aber wehe du erzählst uns morgen nichts!“

Die Kabine von Eric war etwas größer, modern eingerichtet, mit Blick aufs Meer. Der Mond spiegelte sich im Wasser.

„Schön hier“, sagte René leise.
„Ja“, sagte Eric. „Aber mit dir ist’s schöner.“

Sie setzten sich aufs Bett, tranken noch ein Glas Wasser, redeten, erst über belanglose Dinge, dann immer tiefer.

Über ihre Hobbys, Reisen, Kindheitserinnerungen und Musik.

„Ich wollte eigentlich immer Grafikdesigner werden“, erzählte René. „Aber in meiner Stadt denkt jeder, dass das kein richtiger Job ist.“
Eric nickte. „Kenn ich. Ich arbeite in ’nem Café, aber eigentlich will ich Musik machen. Nur fehlt mir oft der Mut.“

„Mut“, wiederholte René nachdenklich. „Ich glaub, davon könnten wir beide mehr gebrauchen.“

Eric lächelte. „Oder einfach den richtigen Menschen, der einem Mut gibt.“

Stille.

Dann mussten beide gleichzeitig lachen, aus Verlegenheit, aber auch, weil es sich richtig anfühlte. Ihre Blicke trafen sich, lang und intensiv. Und dann, ohne Absprache, küssten sie sich.

Diesmal war es kein spontaner Moment, kein impulsiver Drang. Es war weich, echt, ehrlich. Eric legte die Hand an Renés Wange, René spürte das Pochen seines Herzens, alles andere verschwamm. Ein Kuss, der blieb. Langsam legte René sich in Erics Arme. Das Meer rauschte draußen, irgendwo lachte jemand auf dem Flur, und doch war es, als wären sie allein auf der Welt. Eric strich ihm durchs Haar. „Du bist anders, René.“ „Und du bist gefährlich“, flüsterte René zurück. Sie lächelten beide und ließen die Nacht einfach so sein, wie sie war: ruhig, ehrlich, voller Nähe.

Du willst wissen wie es weiter geht? Dann bleib gespannt.


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