Die Sonne blendete René, als er mit seiner Reisetasche über die Gangway trat. Die AIDA lag majestätisch im Hafen, das Meer glitzerte, Möwen kreischten, und er konnte kaum glauben, dass er tatsächlich hier war. Eine Woche Kreuzfahrt mit Freunden. endlich mal abschalten, ein bisschen Sonne, ein bisschen Meer.
Er kam aus einer kleinen Stadt, hatte fast fünf Stunden Zugfahrt hinter sich und war froh, endlich seine Kabine zu sehen. Eine kleine Einzelkabine mit Bullauge, schlicht, aber gemütlich. Er ließ sich aufs Bett fallen, atmete tief durch und grinste.
„Na gut“, murmelte er. „Jetzt kann’s losgehen.“
Sein Handy vibrierte, kein Netz. Natürlich. Er seufzte, stellte sich ans Fenster, bis endlich die Balken auftauchten. Dann öffnete er eine App, die er eigentlich schon gelöscht hatte: Grindr. Nicht, weil er jemanden suchte, sondern aus Neugier. Wie viele Queers wohl auf dem Schiff waren?
Er scrollte durch die Profile, lachte über ein paar Fotos, bis er plötzlich stoppte.
Eric, 25. Hamburg. 200 Meter entfernt.
René runzelte die Stirn. 200 Meter? Das konnte nur heißen… einer von hier.
Er öffnete das Profil. Blonde Haare, Blaue Augen und kleiner als die Typen die er sonst so anklickt. Dieses ehrliche, sonnige Lächeln, das einen sofort anzog. Ein weißes Shirt, eine lockere Shorts. Verdammt süß, dachte René und drückte auf das kleine Flammensymbol.
Er ging ins Theatrium und schaut sich ein wenig auf dem Schiff um. Wenige Sekunden später vibrierte sein Handy. Flamme erhalten.
René sah auf und da war er. Kein Zweifel. Eric stand ein paar Meter weiter, am Geländer, das Handy in der Hand. Sie sahen sich direkt in die Augen. Eric grinste. René spürte, wie seine Wangen heiß wurden und drehte sich hastig um.
Er ging schnellen Schrittes den Gang entlang, als hätte er gerade was Verbotenes getan.
Wenige Minuten später vibrierte das Handy wieder.
Eric: Hey. Du hättest nicht weggehen müssen. Dein Lächeln ist cute.
René: Ähm… danke Ich wusste nicht, dass du mich gesehen hast.
Eric: Schwer zu übersehen
René: Du bist also auch auf dem Schiff?
Eric: Jep. Gerade erst eingecheckt. Wohne in Hamburg, war also leicht
René: Luxus. Ich saß fünf Stunden im Zug…
Eric: Das nenn ich Einsatz
René: Haha, ja… ich bin mit Freunden hier, aber hab ’ne Einzelkabine.
Eric: Ich auch. Ist manchmal ganz angenehm.
René: Ja, total.
Eric: Also… ich weiß, das klingt direkt komisch, aber… ich mag dein Vibe. Offen, ehrlich, bisschen nervös vielleicht
René: Erwischt
Eric: Kein Grund. Ich bin genauso.
René: Ach ja? Du wirkst total locker.
Eric: Ich tu nur so.
Ein paar Minuten Pause. Dann:
Eric: Hast du Lust, dich auf nen Drink zu treffen? Oder… einfach kurz quatschen?
René: Vielleicht lieber bei mir. Ich bin nicht so der Bar-Mensch
Eric: Bei dir klingt gut. Kabine 6247, richtig?
René: …Woher weißt du das?!
Eric: Spaß. Schick mir deine Nummer, dann find ich dich.
Eine halbe Stunde später kurz bevor Eric bei René ankommt.
René saß auf dem Bett, starrte in den Spiegel. Seine Hände waren eiskalt. Er hatte Parfum aufgelegt, dreimal die Haare gerichtet, das Bett halb gemacht und wieder verworfen.
Dann klopfte es. Einmal. Zweimal.
Er öffnete.
Eric stand da, grinste. „Hi.“
„Hi.“
Eine Sekunde Stille. Dann lachten beide.
„Ich bin irgendwie… nervös“, gestand René.
„Ich auch“, antwortete Eric und trat näher.
Sie redeten kurz über den Tag, das Schiff, die Aussicht. Doch irgendwann wurde es still. Eric sah ihn an, nur einen Moment zu lang und küsste ihn dann einfach.
Erst zögerlich, dann intensiver. Ein leises Lachen zwischen den Küssen, ein bisschen Chaos, eine umgekippte Wasserflasche, ein verhedeltes Shirt, zwei klopfende Herzen. Es war echt, unperfekt, irgendwie süß.
Und als die Sonne langsam unterging, hörte man nur noch das leise Rauschen der Wellen. Und die beiden verschwand zusammen unter der Bettdecke….
Nachdem die zwei fertig waren wurde es kurz etwas still. Eric lehnte nackt am Bett und grinste. „Ich geh schnell duschen… willst du mitkommen?“
René zögerte. „Ja… gerne.“
Unter der Dusche war das Wasser heiß, der Dampf beschlug die Glastür. Sie standen nebeneinander, etwas unsicher, aber entspannt.
„Warum bist du eigentlich hier?“, fragte Eric.
„Freunde haben mich überredet. Ich war noch nie auf so einem Schiff.“
„Und, gefällt’s dir?“
„Ja. Ich glaub, ich hab’s gebraucht. Einfach mal raus. Kein Stress, kein Smalltalk mit Leuten, die mich schräg anschauen, weil ich schwul bin.“
Eric nickte. „Same here. Nur dass ich’s diesmal für mich mach. Kein Coming-out-Drama, keine Erwartungen. Einfach Meer und Sonne.“
„Klingt gut.“
„Und Sex, offensichtlich.“
René lachte. „Ja… der war ungeplant.“
„Aber schön.“
„Ja“, sagte René leise. „Sehr sogar.“
Sie standen kurz still, hörten das Wasser prasseln. Dann fragte Eric:
„Glaubst du, man kann jemanden auf ’nem Schiff kennenlernen… und es fühlt sich echt an?“
„Keine Ahnung“, antwortete René ehrlich. „Ich dachte, das hier wär nur Spaß. Aber irgendwie…“
„Irgendwie ist da mehr?“
„Vielleicht.“
Ein kurzer Blick. Ein ehrliches Lächeln.
Sie zogen sich an, beide verlegen, beide lächelnd.
„Also… äh…“, begann Eric.
„Ich schreib dir, ja?“
„Mach das.“
Sie sahen sich an und bevor einer was sagen konnte, küssten sie sich. Kein langer Kuss, kein Filmmoment. Einfach echt, warm und nah.
Dann drehte sich Eric um, winkte noch einmal und verschwand im Flur.
René lehnte sich gegen die Tür, atmete tief durch und lächelte.
Verdammt. Er ist süß.
Aber nein, er durfte nicht mehr wollen. Das war nur eine Begegnung, nicht mehr.
Oder?
Er lächelte, griff nach seinem Handy und sah, dass Eric schon geschrieben hatte:
Eric: Ich glaub, du bist gefährlich. Im guten Sinn.
René tippte zurück, das Herz klopfend:
René: Du hast keine Ahnung, was du da angefangen hast.
Du willst wissen wie es weiter geht? Dann bleib gespannt.
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